1. Rainer Holze / Siegfried Prokop (Hg): Basisdemokratie und Arbeiterbewegung

    Rezension von Dietmar Lange

    Der Tagungsband geht auf ein wissenschaftliches Kolloquium zu dem Thema „Basisdemokratie und Arbeiterbewegung – Erfahrungen und Vermächtnisse“ zurück, welches aus Anlass des 80. Geburtstages des marxistischen Historikers Günter Benser am 14. Januar 2011 von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin und Brandenburg sowie dem Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Berlin abgehalten wurde. Er enthält Beiträge des Kolloquiums und einige ergänzende Studien, die zum Teil aus anderen Publikationen übernommen wurden.
    Die 24 Beiträge in dem Band sind in mehrere unterschiedliche thematische und historisch-epochale Abschnitte gegliedert. Aufgrund des wissenschaftlichen Werdegangs der meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der ehemaligen DDR und ihrer damit eng auf die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ausgerichteten wissenschaftlichen Beschäftigung, bildet diese den herausragenden Gegenstand der Untersuchungen, bis auf einen kurzen Beitrag zur Pariser Kommune, der jedoch vor allem ihre Rezeption durch Karl Marx behandelt, und einen Beitrag zur polnischen Solidarnosc-Bewegung in den 80er Jahren. weiterlesen »

  2. Wirtschaft und Demokratie gemeinsam denken

    „Selbstverwaltung“ war immer eine der Hauptforderungen und Herausforderungen der Arbeiterbewegung. Ein Überblick über Theorie und Praxis.

    In ihrer Forderung nach mehr Demokratie scheint sich die Arbeiterbewegung kaum von anderen Emanzipationsbewegungen zu unterscheiden. Der entscheidende Punkt aber ist, diese nicht nur auf politischer Ebene zu verlangen, zu erkämpfen oder einfach zu machen, sondern auch auf einer wirtschaftlichen – bzw. diese Trennung zwischen politischer und wirtschaftlicher Ebene schlicht nicht zu akzeptieren. weiterlesen »

  3. Auf dem Weg. Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela.

    Buchtipp

    In Barquisimeto, einer Millionenstadt im Westen Venezuelas experimentiert der Kooperativenverbund Cecosesola seit mehr als vier Jahrzehnten mit Selbstverwaltung und Basisdemokratie. Die Kooperativistas betreiben große Gemüsemärkte, produzieren Lebensmittel und bieten Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen an. Sie arbeiten ohne Chefs, entscheiden im Konsens, bewältigen die Aufgaben im Rotationsverfahren und stellen immer wieder alles in Frage. weiterlesen »

  4. Gisela Notz: Theorien alternativen Wirtschaftens - Fenster in eine andere Welt

    Rezension von Axel Weipert

    Angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise, aber auch aufgrund der fatalen Konsequenzen neoliberaler Politik wächst das Interesse an Alternativen zum herkömmlichen marktwirtschaftlichen System. Gisela Notz unternimmt den Versuch, solche Ideen und konkreten Umsetzungsversuche knapp und allgemeinverständlich vorzustellen. weiterlesen »

  5. Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution.

    Rezension von Dario Azzellini

    "Der heute weitgehend unbekannte Richard Müller war Leiter der Revolutionären Obleute und politisch „zwischen 1916 und 1921 eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung“ (S. 216) in Deutschland. Die Revolutionären Obleute waren eine der Gruppen, die zu den Organisatoren der Massenstreiks 1916–1918 gehörten, und die einzige Organisation, die gegen den Krieg arbeitete und über eine Verankerung in den Betrieben verfügte.
    Und sie waren die zentrale Stütze der Novemberrevolution 1918. weiterlesen »

  6. Über die sogenannte Wirtschaftsdemokratie

    Dieser Text des deutschen Kommunisten August Thalheimers erschien im Jahr 1928 als Reaktion auf eine in der SPD und dem Gewerkschaftsverband ADGB geführten Debatte zur "Wirtschaftsdemokratie", welche Konzepte für einen reformorientierten Übergang zum Sozialismus auslotete. Zentrale Ergebnisse dieser Debatte wurden von Fritz Naphtali in seinem Werk "Wirtschaftsdemokratie: Ihr Wesen, Weg und Ziel" (Berlin 1928) festgehalten. Thalheimers Broschüre ist eine Reaktion auf Naphtalis Werk und liefert eine Kritik des Reformsozialismus. weiterlesen »

  7. Der Kampf der SME geht weiter

    „nos vieron nacer

    pero no nos veran morir“

     

    Am 10. Oktober 2009 erwachten die Arbeiter des mexikanischen Elektrizitäts-unternehmens Luz y Fuerza (Strom und Kraft) mit der traurigen Nachricht, dass die 1914 gegründete Mexikanische Gewerkschaft für Stromarbeiter (Sindicato Mexicano de Electricistas SME) per Dekret nicht mehr existiere. 

    weiterlesen »

  8. Ralf Hoffrogge: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution

    Rezension von Christoph Jühnke

    Biografien waren einst den großen Männern der Geschichte vorbehalten und galten – je nachdem, welcher Weltanschauung man anhing – mal als die Krönung der geschichtswissenschaftlichen Kunst und mal als deren zu vernachlässigendes Hinterteil. Mit dem nachhaltigen Einbruch einer die strukturellen Klassengrenzen in Frage stellenden und auf allgemein menschliche Emanzipation zielenden Geschichts-schreibung ›von unten‹, und mit dem parallelen, sich damit gelegentlich überschneidenden, Aufstieg einer sich auf Strukturen konzentrierenden Geschichtsschreibung, kamen sie dann weitestgehend aus der Mode. Doch Moden ändern sich bekanntlich – und die Biografie ist mächtig en vogue Bei dem seit vielen Jahren vor sich gehenden Boom einer Rückkehr zur Biografie dürfte es sich aber weniger um einen schlichten Pendelschlag rückwärts handeln, als vielmehr um eine mindestens partielle Überwindung der beiden alten Dichotomien. Denn was eine Vielzahl dieser unterschiedlichsten Arbeiten auszeichnet, ist gerade ihre Verbindung von Sozial- und Individualgeschichte. Unverkennbar schlägt sich in ihnen die Tendenz nieder, Geschichte von der Strukturebene auf die Ebene realer Menschen und ihrer Rolle in der Geschichte herunter zu brechen – ein Ansinnen, das nachvollziehbar auch damit zusammenhängen dürfte, dass Menschen von einem solchen Blick Rückschlüsse erwarten über den eigenen Ort ›in der Geschichte‹ und die eigenen Möglichkeiten, ›Geschichte zu machen‹. weiterlesen »

  9. Das Rätesystem in Deutschland

    Diese Überlegungen zum "Rätesystem in Deutschland" verfasste Richard Müller, in der Novemberrevolution 1918-1919 Vorstitzender des Berliner Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte, im Jahr 1921 für einen Sammelband mit dem Titel "Die Befreiung der Menschheit". Der Aufsatz fasst die Thesen des sogenannten "Reinen Rätesystems" zusammen, wie es von Ernst Däumig, Richard Müller und anderen Protagonisten der Novemberrevolution seit dem Frühjahr 1919 entwickelt wurde.

    1. Entstehung des Rätegedankens

    Der Rätegedanke und die Arbeiterräte werden des öfteren als spezifisch russische Erscheinung bezeichnet. Das beruht auf einer Verkennung der objektiven Ursachen dieses neuen Gedankens. Der Rätegedanke ist eine Ausdrucksform des proletarischen Klassenkampfes, der proletarischen Revolution, die sich im entscheidenden Stadium befindet. Man könnte allerdings aus der Revolutionsgeschichte früherer Jahrhunderte ähnliche Erscheinungsformen nachweisen; doch darauf will ich im Rahmen dieser Arbeit verzichten.
    Im Jahre 1905 brach die erste Periode der russischen Revolution an. Bis zu dieser Zeit duldete der Zarismus keine Arbeiterorganisationen. Er unterdrückte die Gewerkschafts- wie auch die politische Parteiorganisation. Nicht unterdrücken konnte er aber die vom Kapitalismus selbst geschaffenen Organisationsgebilde der Arbeiter in den Großbetrieben. Hier führte die entwickelte kapitalistische Produktionsform die Arbeiter zu großen Massen zusammen. Ohne organisatorisch fest verbunden zu sein, lösten die gemeinsamen Interessen der in den Großbetrieben zusammengeballten Arbeitermassen einheitliche Willensbekundungen aus. weiterlesen »

  10. Nationalisierte Industrie und Arbeiterselbstverwaltung

    Vorbemerkung: Der russische Revolutionär Leo Trotzki schrieb diesen Text im Juni 1938 im mexikanischen Exil. Darin beschäftigt er sich mit Verstaatlichungen anglo-amerikanischer Ölkonzerne durch die mexikanische Cardenas-Regierung.
    Der Text wurde in den englischsprachigen "Writings of Leon Trotsky 1938/39" im Jahr 1969 veröffentlicht.


    In den industriell rückständigen Ländern spielt ausländisches Kapital eine entscheidende Rolle. Weiterhin die relative Schwäche der nationalen Bourgeoisie im Verhältnis zum nationalen Proletariat. Hierdurch entstehen spezifische Bedingungen für die Staatsmacht. Die Regierung laviert zwischen ausländischem und inländischem Kapital, zwischen der schwachen nationalen Bourgeoisie und dem relativ mächtigen nationalen Proletariat. Dies verleiht der Regierung einen bonapartistischen Charakter sui generis, einer ganz bestimmten Art. Sie erhebt sich selbst, um es so auszudrücken, über die Klassen. In Wirklichkeit hat die Regierung zwei Möglichkeiten: entweder macht sie sich zum Instrument des ausländischen Kapitals und hält das Proletariat in den Ketten einer Polizeidiktatur; oder sie manövriert mit dem Proletariat und geht dabei sogar so weit, Zugeständnisse an das Proletariat zu machen, um auf diese Weise die Möglichkeit einer gewissen Freiheit gegenüber dem ausländischen Kapital zu gewinnen. weiterlesen »

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