Novemberrevolution 1918/1919

Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution.

Rezension von Dario Azzellini

"Der heute weitgehend unbekannte Richard Müller war Leiter der Revolutionären Obleute und politisch „zwischen 1916 und 1921 eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung“ (S. 216) in Deutschland. Die Revolutionären Obleute waren eine der Gruppen, die zu den Organisatoren der Massenstreiks 1916–1918 gehörten, und die einzige Organisation, die gegen den Krieg arbeitete und über eine Verankerung in den Betrieben verfügte.
Und sie waren die zentrale Stütze der Novemberrevolution 1918. weiterlesen »

Ralf Hoffrogge: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution

Rezension von Christoph Jühnke

Biografien waren einst den großen Männern der Geschichte vorbehalten und galten – je nachdem, welcher Weltanschauung man anhing – mal als die Krönung der geschichtswissenschaftlichen Kunst und mal als deren zu vernachlässigendes Hinterteil. Mit dem nachhaltigen Einbruch einer die strukturellen Klassengrenzen in Frage stellenden und auf allgemein menschliche Emanzipation zielenden Geschichts-schreibung ›von unten‹, und mit dem parallelen, sich damit gelegentlich überschneidenden, Aufstieg einer sich auf Strukturen konzentrierenden Geschichtsschreibung, kamen sie dann weitestgehend aus der Mode. Doch Moden ändern sich bekanntlich – und die Biografie ist mächtig en vogue Bei dem seit vielen Jahren vor sich gehenden Boom einer Rückkehr zur Biografie dürfte es sich aber weniger um einen schlichten Pendelschlag rückwärts handeln, als vielmehr um eine mindestens partielle Überwindung der beiden alten Dichotomien. Denn was eine Vielzahl dieser unterschiedlichsten Arbeiten auszeichnet, ist gerade ihre Verbindung von Sozial- und Individualgeschichte. Unverkennbar schlägt sich in ihnen die Tendenz nieder, Geschichte von der Strukturebene auf die Ebene realer Menschen und ihrer Rolle in der Geschichte herunter zu brechen – ein Ansinnen, das nachvollziehbar auch damit zusammenhängen dürfte, dass Menschen von einem solchen Blick Rückschlüsse erwarten über den eigenen Ort ›in der Geschichte‹ und die eigenen Möglichkeiten, ›Geschichte zu machen‹. weiterlesen »

Deutscher Revolutions Almanach für das Jahr 1919

Buchtipp

Im Verlag Hoffmann und Campe erschien im Jahr 1919 ein "Revolutions Almanach für das Jahr 1919" der auf 164 Seiten für zeitgenössische Leserinnen und Lesern die stürmischen Ereignisse der Novemberrevolution rekapitulierte. Das ganze Werk mit zahlreichen Illustrationen ist mittlerweile in sehr guter Qualität online verfügbar und als Online-Version ist ein echter Gewinn für historisch interessierte, denn nicht jede Bibliothek dürfte dieses Werk verfügbar haben. Das Buch richtete sich seinerzeit an ein breites Publikum und versuchte, im Stile eines Almanachs alles Wissenswerte zur Novemberrevolution zu vermitteln. Dementsprechend enthält das Werk Kurzporträts wichtiger Personen, wie etwa den sechs Mitgliedern des Rates der Volksbeauftragten, aber auch  zahlreiche Texte auch zur Vorgeschichte der Revolution und zur sozialistischen Bewegung in Deutschland. Ergänzt wird das Buch durch eine Bibliographie revolutionärer Literatur. weiterlesen »

Einblicke in den Rätediskurs: Zu den programmatischen Ansätzen der 68er-Bewegung

„Ihr müßt diese Typen sehen. Ihr müßt ihnen genau ins Gesicht sehen. Dann wißt ihr, denen geht es nur darum, unsere freiheitliche Grundordnung zu zerstören!"
(vgl. u. a. DER SPIEGEL 1968a: 24; Ditfurth 2008: 18)



I. Rätediskurs innerhalb der 68er-Bewegung: Ein Überblick

Am 1. Dezember 1966 konstituierte sich die „Große Koalition“ unter Führung Kurt Georg Kiesingers. Die parlamentarische Opposition schien, bei einem Verhältnis von 447 (SPD- und CDU/CSU-Fraktion) zu 49 (FDP-Fraktion) stimmberechtigten Abgeordneten2, außer Kraft gesetzt bzw. nicht mehr im Stande als regulierende Instanz eingreifen zu können. Die Bildung einer so genannten „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO), deren Wortschöpfung fälschlicherweise Rudi Dutschke zugeschrieben wurde (vgl. hierzu Vogel 2005: 150 ff.), schien diesbezüglich die logische Konsequenz eines verstärkten Bedürfnisses linksliberaler Gesellschaftsschichten, nicht nur aus dem studentischen Milieu, nach politischer Einflussnahme zu sein. weiterlesen »

Richard Müller: Eine Geschichte der Novemberrevolution

Buchtipp

Bis heute wird über Ergebnisse und Möglichkeiten der Novemberrevolution 1918/1919 gestritten. Nicht selten dominiert dabei die Erzählung eines Kampfes zwischen demokratischer Republik oder „Rätediktatur“. Die eigentlichen Akteure der Revolution, Soldaten und Matrosen, Arbeiter und Arbeiterinnen, kommen in diesem Geschichtsbild nicht vor. weiterlesen »

Die Münchner Räterepubliken: Soziale Revolte oder politisches Emanzipationsprojekt?

Der Aufstand der Münchner Arbeiter, Soldaten und Bauern, aber auch einiger Schichten des Bürgertums am und nach dem Ende des I.Weltkriegs ist bei weitem nicht die einzige Erhebung gewesen, die aus der allgemeinen Krisenhaftigkeit der Zustände am Ende des Krieges erwuchs. Im Gegensatz zu den übrigen Rätemodellen, die eher im Norden der sich konstituierenden Weimarer Republik zu finden waren, war der bayerischen (oder baierischen, wie sie sich selbst bald nannte) Variante jedoch eine deutlich längere Lebensspanne gewährt. Dies hängt, wie zu zeigen sein wird, vor allem mit der Regierungszeit des rätefreundlichen Kurt Eisner zusammen, unter dessen Mandat sich die Strukturen und Geisteshaltungen, die im Frühling 1919 zur Räterepublik drängten, erst aufbauen und entfalten konnten. weiterlesen »

Russische Bolschewiki und deutsche Linkssozialisten am Vorabend der deutschen Novemberrevolution. Beziehungen und Einflussnahmen

Die versuchte Beeinflussung der innenpolitischen Entwicklung Deutschlands durch die bolschewistische russische Regierung während der letzten Monate des Kaiserreichs – hauptsächlich aus der Sicht Lenins mit seinen Hoffnungen auf eine Revolution in Deutschland - ist jüngst auf neuester Quellengrundlage in einer exzellenten Studie von Alexander Vatlin untersucht worden. Ansonsten sind die seit „Perestroika“ bzw. weiterlesen »

Das Geschichtsbild der deutschen Novemberrevolution 1918 bei Eberhard Kolb, Susanne Miller, Heinrich August Winkler und Helga Grebing

Die Geschichtsschreibung in der alten Bundesrepublik[1] über die Novemberrevolution 1918 war bis Anfang der 1960er Jahre geprägt von der Interpretation, die MSPD-Führung[2] um Ebert und Scheidemann hätte nach Erlangung der Macht am 9./10. weiterlesen »

Die Novemberrevolution 1918 in Berlin - Eine notwendige Revision des bisherigen Geschichtsbildes

Die DDR-Geschichtsschreibung zur Novemberrevolution 1918/19 ist jüngst von Mario Kessler einer kritischen Analyse unterzogen worden, wobei die relevante Forschung in der alten Bundesrepublik nur relativ kurz angesprochen wird. weiterlesen »

Die Oktoberkonferenz 1918 der Spartakusgruppe. Neue Forschungsergebnisse

„Die wichtigste Initiative der Spartakisten in den Wochen vor der Revolution war die Einberufung einer am 7. Oktober [1918] in Berlin tagenden illegalen Konferenz von Vertretern der Spartakusorganisationen aus dem ganzen Reichsgebiet und von Linksradikalen, die nicht der USPD angehörten.“ weiterlesen »

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