Eine andere Welt ist vorstellbar? Schritte zur konkreten Vision...
Oder: Zur Aufgabe von postkapitalistisch orientierten Linken, am Beispiel des Kampfes in Auto-Multis
Die sich als „Linke“ definierenden Menschen eint ihre Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen - und zersplittert sie zugleich: wie analysiert man den heutigen „Kapitalismus“ denn genauer? Und: Was will man wie erreichen?
„Postkapitalistisch orientierte Linke“ fragen nicht nach einem humaner gestalteten, re-formierten Kapitalismus, sondern nach einer nicht auf Verwertung, auf Kapital-akkumulation, sondern allein auf Bedürfnisbefriedigung ausgerichteten Produktionsweise auf der Grundlage demokratischer Absprachen über das Was und Wie der Produktion und der Verteilung der Produkte. „Das ist unrealistisch!“, sagen unsere Kritiker, „zumindest noch in weiter Ferne!“ Zu Recht, und bleibt es auch, solange eine nichtkapitalistische Gesellschaft nicht vorstellbar wird. Solange wir
nicht zumindest gedanklich Schritte dahin machen, die für viele Menschen nachvollziehbar sind und hoffnungsträchtig. Schritte, die mehr Menschen motivieren können zum Mitdenken und Mitgehen. Auf einen „fertigen Plan“ von Experten zu warten, hieße, die „andere Welt“ wieder einer Minderheiten-Elite zu überlassen... Das Aufzeigen und die Kritik des kausalen Zusammenhangs zwischen kapitalistischer Warenproduktion und den immer bedrückenderen sozialen Problemen bleibt gleichzeitig unabdingbare Aufgabe.In der „Charta der Grundsätze des Weltsozialforums“ , verabschiedet vom Internationalen Rat des WSF am 10. Juni 2001, heißt es (in Punkt 4): „Die auf dem WSF vorgeschlagenen Alternativen widersetzen sich einem Prozess der Globalisierung, der von den große multinationalen Konzernen und den ihren Interessen dienenden
internationalen Institutionen, bei Komplizenschaft der nationalen Regierungen, gelenkt wird.“ Und in Punkt 11: „Das WSF ist als Ort der Debatte eine Bewegung von Ideen, die zum Nachdenken anregen, und Ort der transparenten Verbreitung der Ergebnisse dieses Nachdenkens über die Herrschaftsmechanismen und Herrschaftsinstrumente des Kapitals, über die Mittel und Aktionen des Widerstands gegen seine Herrschaft und für ihre Überwindung...“
Die WSF-Parole “Eine andere Welt ist möglich“ scheint hiernach die Entmachtung der „großen multinationalen Konzerne“ vorauszusetzen.
Eine andere Welt ist in der Tat nur vorstellbar ohne „Herrschaft des Kapitals“, das heißt auch ohne die Macht solcher Multis wie Microsoft, Deutsche Bank, Siemens, VW, Toyota, General Motors/ Opel usw. – Wie ist deren Macht jemals zu brechen? Welche Aufgaben stellen sich uns, den postkapitalistisch orientierten Linken, in Bezug auf die Konzernherrschaft und ihre Voraussetzungen?